Wildtierforum 2022

Der Landesjagdverband Baden-Württemberg e. V. veranstaltet im jährlichen Wechsel mit der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt (FVA) das Wildtierforum Baden-Württemberg als Fachtagung zu wildökologischen und jagdwissenschaftlichen Themen. Mit einer Fachtagung in Kombination von Präsenz- und Digitalform veranstaltete der Landesjagdverband Baden-Württemberg das achte Wildtierforum Baden-Württemberg am 12. Mai 2022. Die Tagung stand unter dem Thema Mission Energiewende – Klimakrise und Wildtiere.
Wir griffen dabei das Thema des dritten Wildtierforums von 2012, Erneuerbare Energien und Wildtiere, erneut auf. Das Thema hat in den vergangenen 10 Jahren deutlich mehr Brisanz gewonnen und wir wollen die aktuelle Situation und deren Konsequenzen neu beleuchten. Wir stehen vor neuen Entwicklungen, die auch direkt in Wildtierlebensräume eingreifen werden. Die Fachtagung verschaffte zu den verschiedenen Aspekten einen aktuellen Ausblick und lieferte im Diskurs einen Beitrag zu Lösungswegen. Aus gegebenem Anlass haben wir die Themen Windkraft und Freiflächen-Photovoltaik um einen Beitrag zum Bereich Nachwachsende Rohstoffe-Ernährungssicherung ergänzt. Infolge der aktuellen Entwicklungen wird heiß über den Green Deal der Gemeinsamen Agrarpolitik, u.a. die Brachflächenverpflichtung, diskutiert.

Windrad - Wildtier - wunderbar?

Der Landesjagdverband bekennt sich als anerkannter Naturschutzverband zur Energiewende, zu erneuerbaren Energien. Energisch. Energiegeladen. Aber mit Erdung, Vernunft, Maß und Verstand. Das Wildtierforum 2022 stand im Mai unter dem Thema Mission Energiewende – Klimakrise und Wildtiere.

Ist das Verhältnis von Erneuerbaren Energien zur Vogelwelt ganz so harmonisch wie es Ministerpräsident Winfried Kretschmann kürzlich in Zürich einschätzte? Der Landesjagdverband Baden-Württemberg hat das Thema Klimakrise am 12. Mai 2022 beim achten Wildtierforum Baden-Württemberg in der Schlossberghalle in Dettingen unter Teck aufgenommen. „Der Zusammenhang zwischen Windkraft und Vogelsterben ist künstlich und quantitativ gar nicht erheblich“, sagte Kretschmann bei einem Podiumsgespräch in Zürich. Dagegen stünden jährlich 1 Million Vögel auf der Streckenliste der Jäger - und nur 100.000 fielen den Windrädern zum Opfer, sagte der Ministerpräsident. Damit lieferte er eine Einschätzung des umstrittenen Themas, mit der weder Jäger noch Vogelschützer ohne Weiteres mitgehen können.

Landesjägermeister Dr. Jörg Friedmann griff dieses Thema in seiner Begrüßung auf. Die Hauskatze ist die häufigste invasive Art im Land. Wenn der Ministerpräsident schon auf die Vogelverluste verweist, sei das doch Anlass, mehr zu tun! „Mit diesem alarmierenden Befund spielen wir auch Ihnen, Herr Minister Hauk, einen Ball zu: Setzen Sie sich für den Schutz der Wildkatze ein.“ Minister Peter Hauk MdL griff in seiner Begrüßung das Thema Katze nicht auf, betonte hingegen, dass die DVO des JWMG hinsichtlich der Fuchsbejagung dringend überarbeitet werden müsse.

 

Erneuerbare Energien greifen in Lebensräume ein

Bereits beim dritten Wildtierforum von 2012 ging es um Erneuerbare Energien und Wildtiere. Das Thema hat in den vergangenen 10 Jahren erheblich an Brisanz gewonnen. Dies bemerkte auch Karl-Heinz Lieber vom Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft BW: „Wir könnten einfach Copy und Paste drücken und dasselbe von damals wieder abspulen, dies deutet auf ein Umsetzungsproblem hin. Zwischenzeitlich haben wir viele Krisen gelöst, ob die Euro oder Coronakrise, doch nicht die wirklich wichtigen Probleme.“

Es ist notwendig, die aktuelle Situation und deren Konsequenzen neu zu beleuchten. Nach dem Koalitionsvertrag der Bundesregierung, den im so genannten „Osterpaket“ vorgelegten Vorhaben zum Ausbau erneuerbarer Energien, sowie dem Koalitionsvertrag der baden-württembergischen Landesregierung und den Vorschlägen zur Beschleunigung des Ausbaus erneuerbarer Energien stehen tiefgreifende Änderungen bevor, die direkt in Wildtierlebensräume eingreifen.

 

Klimakrise und Wildtiere

Die Tagung sollte nicht nur zu den Auswirkungen der Windkraft einen aktuellen Ausblick verschaffen. Aus gegebenem Anlass standen auch die Themen Freiflächen-Photovoltaik und nachwachsende Rohstoffe und Ernährungssicherung auf der Tagesordnung. Infolge der aktuellen Entwicklungen wird heiß über Ausweitungen von Nahrungsmittel- und Biokraftstoffproduktion diskutiert. Die Tagung sollte einen Überblick geben, der aufzeigen soll, ob die Abschwächung ökologischer Standards einen Beitrag im Sinne von Rohstoff- und Ernährungssicherung leisten kann. Unter keinen Umständen jedoch dürfen die ökologischen Vorrangflächen aufgegeben werden.

Im Resümee ergriff der stellvertretende Landesjägermeister Claus G. Kissel das Wort. Auch er nahm noch einmal das Thema Prädatorenbejagung auf: „Wenn die Bekenntnisse zum Auerwild ernst gemeint sind, sollte als erstes die Jagdzeit auf den Fuchs wieder verlängert werden.“ Weiter blieb er bei der Artenvielfalt und kritisierte: „Wenn in Zukunft mehr die gesamte Population der gefährdeten Arten im Vordergrund steht und nicht das einzelne Individuum, wäre es doch nur logisch, wenn genau dieser Ansatz auch auf den Wolf angewendet wird!“

Wie immer ist es nicht einfach, bei unterschiedlichen Interessen alles auf einen Nenner zu bringen. „Wichtig ist uns, als Landesjagdverband, den wissensbasierten Weg nicht zu verlassen und diesen als Orientierung zu nutzen. Wir Jäger sind Anwalt des Wildes und der wildlebenden Tierarten. Umweltschutz ist uns wichtig! Wir sind keine Gegner der Windkraft, jedoch darf der Artenschutz nicht dafür geopfert werden.“ Mit diesen Worten beendete der stellvertretende Landesjägermeister die gelungene Veranstaltung.

Im Hinblick auf den Schutz der Wildtierlebensräume hat der Landesjagdverband Baden-Württemberg die Ergebnisse der Tagung in seiner Position zu Erneuerbaren Energien und Wildtieren einfließen lassen. Die Position finden Sie unter www.wildtierforum-bw.de.

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Programmübersicht

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Broschüre - Solarenergie wildtierfreundlich planen

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Präsentation Windkraft und Jagd

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Präsentation Freiflächenfotovoltaik und Jagd

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Interaktive Broschüre zum Wildtiermonitoring

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